Mehr Effizienz im Engineering-Prozess
Im Gespräch mit dem AUTOCAD Magazin erläuterte Maximilian Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung von EPLAN und Mind8, unter anderem die strategischen Ziele des Unternehmens und was EPLAN unter „Efficient Engineering“ versteht.
Als Entwickler und Anbieter von Engineering-Lösungen für den Produktentstehungsprozess ist das Unternehmen EPLAN eine feste Größe am Markt. Neben den EPLAN-Lösungen für die Bereiche Elektrotechnik, Fluidtechnik und Mechatronik vertreibt EPLAN auch MCAD- und PDM-Software von Autodesk. Im Gespräch mit dem AUTOCAD Magazin erläuterte Maximilian Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung von EPLAN Software & Service und Mind8, unter anderem die strategischen Ziele des Unternehmens und was EPLAN unter „Efficient Engineering“ versteht. AUTOCAD Magazin:Herr Brandl, seit nun gut einem halben Jahr haben Sie den Vorsitz der Geschäftsführung von EPLAN Software & Service und Mind8 inne. Wie haben Sie sich im Unternehmen eingelebt und was sind Ihre Schwerpunkte für EPLAN Software & Services und Mind8?
Maximilian Brandl: Ich habe mich bei EPLAN und Mind8 gut eingelebt und fühle mich in meiner neuen Rolle sehr wohl. Aus meiner Sicht ist das Business in großen Teilbereichen ähnlich wie bei SAP. Auch bei EPLAN geht es um Software, Dienstleistungen und Wartung. Ich habe mir drei Schwerpunkte gesetzt: Den Ausbau der Internationalisierung, weil wir zwar in den deutschsprachigen Ländern schon sehr hohe Marktanteile haben, aber gerade in vielen Wachstumsländern, zum Beispiel in den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China, unsere Marktanteile noch deutlich steigern können. Der zweite Schwerpunkt ist die weitere Verbreitung unseres Engineering Centers mit den leistungsfähigen Ansätzen im Variantenmanagement. Als drittes Thema steht die Integration ganz weit oben auf meiner Agenda. Dabei geht es um die Integration unserer Lösungen in die bestehenden IT-Landschaften unserer Kunden. AUTOCAD Magazin:Zuvor waren Sie jahrelang Mitglied der Geschäftsleitung von SAP Deutschland. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Unterschiede zwischen dem ERP- und dem Engineering-Business?
Maximilian Brandl: Ich sehe im Wesentlichen zwei Hauptunterschiede, aus denen sich verschiedene Konsequenzen ableiten lassen. Der gesamte Markt in der ERP-Welt ist meiner Meinung nach viel reifer. Die Durchdringungsrate bei den Unternehmen ist daher höher, praktisch jede größere Firma hat bereits ein kaufmännisches Software-System im Einsatz. Insbesondere im Großkundenbereich teilen sich relativ wenige Anbieter wie SAP, Oracle oder Microsoft den Markt für ERP-Unternehmenssoftware auf. Im heterogenen Engineering-Umfeld treten viel mehr Spezialisten auf, die kleinere Segmente besetzen. Das Thema Integration gewinnt dadurch noch mehr an Bedeutung, zum Beispiel, wenn Lösungen für Mechanik, Elektro, PLM, PDM und MES miteinander verknüpft werden müssen. Durchgängige Prozesse sind das Ziel vieler Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau. Außerdem steht bei vielen unserer Kunden die Konsolidierung ihrer oft global eingesetzten Lösungen an. AUTOCAD Magazin:Adressieren Sie jetzt nicht auch andere Positionen in den Unternehmen?
Maximilian Brandl: Ja, dies ist korrekt. Während ERP-Entscheidungen in der Controlling- beziehungsweise Finanzabteilung oder Logistik getroffen werden, sitzen die Ansprechpartner für unsere Lösungen jetzt überwiegend in den Engineering-Abteilungen – also im technischen Bereich. Bei globalen Entscheidungen, zum Beispiel für Konsolidierung und Standardisierung, kommen allerdings immer häufiger IT-Leiter und Geschäftsführer ins Spiel. AUTOCAD Magazin: Neben den EPLAN-eigenen Produkten für Elektrotechnik, Mechatronik und Fluidtechnik bieten Sie Ihren Kunden für die Bereiche Mechanik und Datenmanagement seit einigen Jahren Autodesk-Lösungen an. Welche Rolle spielt das Autodesk-Geschäft bei EPLAN?
Maximilian Brandl: Eine sehr bedeutende. Aus strategischen Gründen ist für uns eine solide Basis im wichtigen Mechanik-Segment relevant. Vor einigen Jahren haben wir uns deshalb für den Partner Autodesk entschieden. Wir wollen uns bewusst im gesamten Engineering-Bereich positionieren. Unser Motto lautet ja auch „Efficient Engineering“ und nicht „Efficient Electrical Engineering“. Deshalb ist für uns das Mechanik-Geschäft sehr wichtig, genauso wie das Elektrotechnik- oder Fluid-Business. EPLAN adressiert mit seinem Lösungsportfolio den gesamten Produktentstehungsprozess. Nehmen wir beispielsweise unser Produkt „Engineering Center“, was von der Philosophie her eine Methode für mechatronisches Arbeiten und Konfigurieren ist. Hier spielt neben der elektrischen Auslegung auch die mechanische Konstruktion eine wichtige Rolle. Insofern ist für uns die Autodesk-Partnerschaft das Standbein in der Mechnik, auch wenn wir prinzipiell von unserer Philosophie her völlig offen sind. Das heißt, wir können auch andere Mechanik-Tools in unser Engineering Center integrieren, genau wie auch andere ECAD-Systeme. AUTOCAD Magazin: Wie sieht die Zusammenarbeit von EPLAN und Autodesk aus?
Maximilian Brandl: EPLAN ist Autodesk-Reseller und besitzt den Goldpartner-Status für den Bereich Manufacturing. Außerdem sind wir als Entwickler Mitglied im ADN-Netzwerk und autorisiertes Trainingcenter (ATC). EPLAN ist einer der Top-Autodesk-Partner, nicht nur in Deutschland, und fokussiert sich auf die Autodesk-Produktfamilien Inventor und Vault. AUTOCAD Magazin: Mit dem Engineering Center (EEC) bietet EPLAN ein Baukastensystem für die mechatronische Auslegung komplexer Anlagen und Maschinen an. Was sind die größten Vorteile des EEC für Ihre Kunden?
Maximilian Brandl: Firmen – insbesondere im Sondermaschinenbau – müssen sehr oft den Spagat bewältigen, einerseits für ihre Kunden möglichst individuelle Lösungen anbieten zu können und andererseits diese Lösungen möglichst wenig komplex auszugestalten, damit die Maschine oder Anlage nicht zu teuer wird oder in der Produktion nicht realisierbar ist. Wir wollen unsere Kunden dabei unterstützen, diesen Spagat zu bewältigen, so dass viele Varianten ermöglicht werden, aber mit deutlich reduzierter Komplexität und zu geringeren Kosten. Mit dem EPLAN Engineering Center können unsere Anwender einen Baukasten erstellen, der auf individuellen, getesteten Modulen basiert und mit dem man sehr schnell und doch in verschiedenen Varianten Kundenwünsche erfüllen kann. Durch ein baukastenorientiertes mechatronisches Engineering lassen sich viele Baugruppen und Teile vorab definieren und parametrieren. Kunden bekommen damit viele Auswahlwahlmöglichkeiten, können aber trotzdem auf einfache Weise, nämlich automatisch, die Schaltpläne, SPS-Programme und Inventor-Zeichnungen durch das Zusammenfügen verschiedener einzelner Module generieren. AUTOCAD Magazin: Wie lässt sich das EPLAN Engineering Center in die bestehende Produktentwicklung integrieren?
Maximilian Brandl: Das EPLAN Engineering Center ist eine offene Lösung und kann mit vielen Mechanik-CAD-Systemen, mit verschiedenen Steuerungen und deren Programmiersystemen und mit verschiedenen ECAD-Programmen zusammenspielen. Wir wollen bewusst offen und flexibel sein und damit den gesamten Markt adressieren, uns also nicht ausschließlich auf Autodesk- oder bisherige EPLAN-Kunden beschränken. AUTOCAD Magazin: Wie hoch ist der Aufwand für die Standardisierung und Definition der Schnittstellen?
Maximilian Brandl: EPLAN hat bereits für die wichtigsten MCAD-, ECAD- und PLM-Produkte die notwendigen Standard-Schnittstellen realisiert. Es gibt Unternehmen, die weltweit ein einheitliches Template nutzen. Wenn ein Unternehmen einen weltweit einheitlichen ERP-Standard hat, decken wird das durch unsere Standard-Schnittstelle ab. Wenn dagegen eine Firma für verschiedene Geschäftseinheiten oder verschiedene Länder unterschiedliche ERP-Implementierungen hat, ist der Aufwand entsprechend höher. AUTOCAD Magazin: Bei der Zusammenführung von Mechanik, Elektrik und Software gilt es, unterschiedliche Hürden zu überwinden. Welche sind die wichtigsten und wie lassen sich diese mit möglichst wenigen Reibungsverlusten meistern?
Maximilian Brandl: Bei den von Ihnen erwähnten Disziplinen prallen verschiedene Ingenieurskulturen aufeinander. Deshalb benötigen wir in den Unternehmen die Bereitschaft, dass sich Mitarbeiter disziplinübergreifend zusammensetzen. Sinnvollerweise wird dies vom Management forciert. Die Teams sind dann aus Mechanikern, Elektroplanern und SPS-Spezialisten besetzt und haben die Aufgabe, ein Projekt, zum Beispiel einen idealen Best-Practice-Greifarm, zu definieren. Als nächstes müssen sowohl die Meinungen innerhalb einer Fachdiziplin als auch der Wettbwerb der verschiedenen Disziplinen neutral bewertet werden. Beispielsweise könnten drei Mechaniker drei verschiedene Greifarm-Konstruktionen als die beste Variante einschätzen. Nur eine neutrale Beurteilung nach vordefinierten Eigenschaften, zum Beispiel Energieverbrauch, Nachhaltigkeit oder Flexibilität, führt zur gewünschten Einigung und Entscheidung für ein Design. Dies ist ein schwieriger Prozess, bei dem sich viele Firmen schwer tun, besonders wenn die Mitarbeiter bisher noch nicht viel miteinander kommuniziert haben. Anschließend muss noch das Thema Standardisierung definiert werden, zum Beispiel, wieviele und welche Konfigurationsmöglichkeiten man erlauben möchte. AUTOCAD Magazin: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Trends im Engineering der nächsten Jahre?
Maximilian Brandl: Aus meiner Sicht wird sich das disziplinübergreifende mechatronische Engineering durchsetzen. Auch wenn es doch länger dauern wird, als viele vor zwei, drei Jahren prognostiziert haben. Ebenso müssen die Unternehmen immer mehr Produkte in immer kürzerer Zeit und immer individueller entwickeln. Gleichzeitig nimmt aber in unseren Märkten der enorme Kostendruck durch die Billiglohnländer stetig zu. Aus unserer Sicht wird die Notwendigkeit für Werkzeuge wie unser EPLAN Engineering Center dadurch deutlich größer. Darüber hinaus ist die Optimierung des Gesamtsystems ein wichtiger Trend der nächsten Jahre. AUTOCAD Magazin: In Kürze startet die Hannover Messe. EPLAN ist wieder mit einem großen Messestand auf der Digital Factory in Halle 17 vertreten. Was sind die diesjährigen Schwerpunkte des EPLAN-Messeauftritts?
Maximilian Brandl: Ein Schwerpunkt ist unser neues Produkt EPLAN Pro Panel, eine integrative Engineering-Lösung für den Schaltschrankbau. Damit lassen sich nach der Schaltplan-Erstellung noch sehr viel automatisierter die kompletten Schaltschränke dreidimensional konfigurieren. Darüber hinaus zeigen wir die Neuerungen in EPLAN Electric P8 Version 2.0 sowie die Neuerungen im Engineering Center, zum Beispiel die Office-Integration. Sie sehen: Ein Besuch auf unserem Messestand lohnt sich auf jedem Fall!