Daten im Fluss

Daten im Fluss

Besonders wichtig ist dem Schweizer Marktführer ganzheitliche Prozesssteuerung: Sie schützt vor Fehlern und sorgt für Effizienz.

Schmal- und breitbahnige Rollendruckmaschinen für Etiketten und Faltschachteln – auf diese Disziplinen hat sich die in dritter Generation familiengeführte Gallus Ferd. Rüesch AG mit Stammsitz im schweizerischen Sankt Gallen spezialisiert. Der Marktprimus in Lösungen für den Etikettendruck ist seit 1999 über eine 30-Prozent-Beteiligung mit dem Weltmarktführer Heidelberger Druckmaschinen AG strategisch ­verbunden. Schaltpläne und Materiallisten für die komplexen und kundenspezifisch maßgeschneiderten Anlagen werden seit 2012 mit EPLAN Electric P8 Professional erstellt. Die Rollendruckmaschinen von Gallus, in denen die Materialrollen bei einer Geschwindigkeit von bis zu 160 Metern pro Minute verarbeitet werden, können mit einer Höhe und Tiefe von je circa drei Metern schon mal zehn bis 20 Meter für den ­Etikettendruck lang sein, eine Faltschachtel-Druckstraße kommt leicht auf 30 bis 40 Meter. „Unsere Maschinen sind modular aufgebaut und haben aufgeteilte Schemata. Wir greifen nie auf eine vorhandene Anlage zurück, um sie einfach zu modifizieren“, sagt Bernd Hofstädter, bei Gallus verantwortlich für strategisches Beschaffungsmanagement.

Modularer Aufbau dient der Qualität

Der modulare Aufbau dient der Fehlervermeidung und Qualitätssicherung. Voraussetzung ist, dass die verwendeten Elemente, Bauteile und Gewerke auch in der Elektrokonstruktion effektiv zur maßgeschneiderten kundenspezifischen Anlage zusammengefügt werden können. Ein durchgängiger Datenaustausch mit allen relevanten Bereichen muss sichergestellt sein – von der Materialbestellung über die Produktion im Haus und durch Zulieferer bis zur Auswertung und Dokumentation. EPLAN Electric P8 Professional wurde eingeführt, „weil es ein zeitgemäßes System ist, das den aktuellen Stand der Technik abbildet und im Anlagenbau Standard ist“, betont Hofstädter. Ein weiterer Vorteil ist, dass aufgrund der weiten Verbreitung von EPLAN viele Herstellerdaten aktuell verfügbar sind. Die Bibliotheken der Komponentenhersteller nutzt man bei Gallus sowohl über das EPLAN Data Portal, bei dem man „besonders schnell fündig“ wird, als auch direkt über die Herstellerseiten. „Die oft wenig vergnügliche Bauteilpflege wird dadurch wesentlich vereinfacht, da die Basiskomponentendaten einfach übernommen werden können und nur Sonderwissen ergänzt werden muss“, sagt Michael Holzner, Leiter der Elektrokonstruktion bei Gallus. Für ein kleines Team, das sich keinen großen Aufwand für Systempflege leisten kann, ist die zeitnahe Bereitstellung leicht zu integrierender Herstellerdaten schon aus Gründen der Arbeitsökonomie sehr hilfreich. Und weil das einfach zu handhabende EPLAN Bedienkonzept konsequent in allen Modulen umgesetzt ist, kann jeder seiner Mitarbeiter in allen Disziplinen anpacken – „auch der Auszubildende“.

Konzeption mit Platzhaltern

Fehlervermeidung beginnt schon in der Konzeptionsphase: Die einzelnen Funktionen werden zunächst als unspezifische Symbole eingefügt und erst in der Ausarbeitungsphase mit konkreten Artikeln hinterlegt, die in der Datenbank schnell gefunden und unkompliziert übernommen werden. Diese Arbeitsweise bietet nicht nur viele Freiheiten in der Anfangsphase eines Projekts, auch Übertragungsfehler werden vermieden. „Wir haben einen fließenden Prozess vom Entwurf über das Konzept bis zum fertigen Stromlaufplan“, meint ­Michael Holzner. Mit den automatisch aus EPLAN generierten Stücklisten und Dokumentationen erhalten Gallus-Kunden spezifische Auswertungen und Schaltpläne. Gut findet Bernd Hofstädter auch, dass die Filterabfragen dafür mit den in der EPLAN Plattform integrierten Funktionen einfach definiert und eingestellt werden können. Weiteres Plus: Mit der Übergabe automatisch erstellter Stücklisten an Produktion und Materialbestellung lassen sich viele Fehler vermeiden und Zeit sparen.

Teil des Lebenszyklusmanagements

Künftig soll die Elektrokonstruktion direkt ans Produkt-Lebenszyklus-Management (PLM) angebunden und für die zielgenaue und automatisch gesteuerte Materialbeschaffung ins ERP-System integriert werden. Dass EPLAN Electric P8 Professional dank seiner vielseitigen Schnittstellen offen ist für die Einbindung in verschiedene PLM- und ERP-Systeme, war ein weiterer ausschlaggebender Grund für den Umstieg. Dasselbe gilt für die Kommunikation mit externen Zulieferern. Bei der Programmierung von Steuerungssoftware ist Gallus dagegen den umgekehrten Weg gegangen und hat vor einigen Jahren von Fremd- auf Eigenentwicklung umgestellt. Die I/O-Daten für die SPS sind sehr offen und einfach zu exportieren und anzupassen – „das geht mit Bordmitteln von EPLAN Electric P8 auch ohne zusätzlichen Programmieraufwand“, bestätigt Michael Holzner. Derzeit werden Datenaustausch, Adressierung und Funktionsbezeichnung mithilfe von XML-Files vorgenommen. Den nächsten Integrationsschritt haben Bernd Hofstädter und ­Michael Holzner aber schon ins Auge gefasst: Künftig wird bei Gallus für die Hardwarekonfiguration die Automatisierungssoftware Automation Studio von B & R eingesetzt werden – und weil EPLAN und B & R eine tiefe Integration ihrer Engineering-Systeme realisiert haben, können dann über eine eigene Schnittstelle Hardwarekonfigurationen samt I/O-Mapping direkt auch ins Automation Studio übernommen und Fehler durch ­doppelte Stammdatenanlage vermieden werden.

Umstieg hat sich gelohnt

Hat sich der Umstieg vom Vorgängersystem auf EPLAN Electric P8 gelohnt? Auf jeden Fall, meint Bernd Hofstädter: Der Aufwand für die Datenübernahme sei zwar gigantisch gewesen, weil Daten aus mehreren Jahrzehnten nach und nach übernommen werden mussten. EPLAN habe intensiv unterstützt: In Basisschulungen für das ganze Team und zusätzlichen Administratorenschulungen wurden die Gallus-Mitarbeiter fit gemacht. „Die Schulungen haben alles abgedeckt und trotzdem Raum für die Erörterung individueller Probleme gelassen“, erinnert sich Holzner. Bei der Implementierung haben die EPLAN Consultants vor Ort geholfen, Lösungen gezeigt und auch mal offen gesagt, was nicht geht – für die ­beiden Gallus-Manager eine positive Erfahrung. Holzner: „Viele Lieferanten versprechen einem das Blaue vom Himmel – EPLAN hat gehalten, was versprochen wurde.“